PUR: Ein Menü wie das pure Leben
- Volker Moser
- 29. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Ein Interview mit Clint Eastwood, das es nie gab

Wir trafen den Hollywoodstar am Morgen nach seinem überraschenden Besuch der ReitingerStubn am Attersee, wo theGOODtheBADtheUGLY ihr aktuelles Menü “PUR” aufgetischt hatten.
Mister Eastwood, zuallererst vielen Dank, dass Sie sich so spontan Zeit genommen haben, um uns hier dieses frei erfundene Interview zu geben.
CE: Keine Ursache, das mache ich in letzter Zeit häufiger. (Anm. Red.: Eastwood grinst dabei in der ihm eigenen Art)
Clint, darf ich Sie Clint nennen?
CE: Nachdem dieses Treffen und auch das Interview nur in Ihrer Fantasie stattfinden, geht das in Ordnung.
Clint, was hat Sie hier an den Attersee und in die ReitingerStubn von theGOODtheBADtheUGLY geführt?
CE: Steven Spielberg, ein guter Freund, hat mir die Webseite www.reitingergut.at gezeigt und gemeint, “schau, in Österreich verwenden sie schon wieder ungefragt deinen Namen. Flieg mal hin und schau, was die da so treiben.” Und, obwohl ich mir nach Hereafter geschworen habe, niemals wieder auf den Rat von Spielberg zu hören (Anm.Red.: Spielberg hatte Eastwood zu dem Film geraten, der als sein größter Flop gilt), habe ich das echt gemacht.
Um fair zu sein, muss man sagen, dass sich das Kochtrio theGOODtheBADtheUGLY nach einem Film benannt hat, in dem Sie nur mitgespielt haben, produziert wurde er von Alberto Grimaldi und Regie führte Sergio Leone. Aber zurück zum Thema: Wie fanden Sie das Lokal und das Menü?
CE: Es hat mich total umgehauen, im positivsten Sinne. Ich habe kulinarisch mit dem Film bisher ja eher nur Bohneneintopf, billigen Bourbon Whiskey und dreckige, windschiefe Holzhütten assoziiert, aber das hier ist was völlig anderes. Schon allein der Anblick bei der Ankunft: Ein Jahrhunderte alter Bauernhof, idyllisch vor diesem einzigartigen See-Panorama gelegen. Und dann das Menü ... (Anm. Red.: Eastwood leckt sich genussvoll über die Lippen). Eine nicht enden wollende Abfolge von Gourmet-Köstlichkeiten, begleitet von edelsten Weinen.
Es freut uns, dass es Ihnen offensichtlich gefallen hat. Wie denken Sie hätte es Ihren beiden leider bereits verstorbenen Kollegen aus dem Film geschmeckt?
CE: Nun ja, Lee (Anm. Red. Lee van Cleef spielte the Bad) war kulinarisch eher einfach gestrickt, aber Eli (Anm. Red.: Eli Wallach spielte the Ugly) liebte gutes Essen, vor allem Süßspeisen, wie man ja seit Der Pate III weiß. Besonders hingebungsvoll hätte er sich um die nie enden wollende Weinbar mit diesen exklusiven und exquisiten Tropfen bemüht. (Anm. Red.: Auch hier entkommt Eastwood wieder sein berühmtes schmallippiges Grinsen).
Und wie ging es Ihnen mit den acht Gängen, Sie ernähren sich ja normalerweise hautpsächlich vegetarisch?
CE: Das stimmt, aber ich esse schon auch Geflügel und Fisch. Ich versuche nur rotes Fleisch und Käse zu minimieren. Insoweit kam mir das Menü sehr entgegen. Und auch, wenn nicht, bin ich mir sicher, die drei Burschen hätten alles so wundervoll hingezaubert, dass es mir in jedem Fall geschmeckt hätte. Bis gestern dachte ich zum Beispiel, dass ich niemals Schnecke essen werde und heute kann ich nicht genug davon bekommen.

Gehen wir doch die acht Gänge einzeln durch: Die Schnecke auf Salat mit Fühlingskräutergel haben Sie schon erwähnt. Wie haben Sie die Rindermarkwaffel mit Imperial Kaviar, Forellenkaviar und Creme Fraiche erlebt?
CE: Was, in der Waffel war Rindermark? Das erklärt die Geschmackstiefe. Mit dem zweierlei vom Kaviar und dem erfrischenden Creme Fraiche ein fulminanter Auftakt, der einen sehr exklusiven Abend verspricht.
Dann folgte das Sauerteigbrot...
CE unterbricht: Oh Mann, ich liebe dieses hausgemachte Brot!

und später das Dreierlei vom Tartar. Welches Tartar, Kalb, Tuna-Toro oder Wassermelone/Ochsenherztomate, hat Ihnen am besten Geschmeckt?
CE: Tja, das liegt bei einem Gemüse-Fan wohl auf der Hand: Die halbgedörrte Wassermelone mit der subtilen Schärfe und die fleischige Ochsenherztomate waren für mich nicht zu toppen.
Auch im nächsten Gang konnten Sie sich über Gemüse freuen: Das lauwarme Seesaiblingsfilet mit Rhabarberschuppen, in Rhabarbersauce auf Karfiolpüree mit Nussbutter.
CE: Mhhmm, die Säure des Rhabarbers in Kontrast zur Süße des Karfiols und mitten drinnen ein herrlich frischer Fisch, Herz, was willst du mehr?
Wow, so viel Enthusiasmus für ein Gourmet-Essen hätte man dem ewig schweigsamen Pistolero mit der breiten Hutkrempe und dem Poncho gar nicht zugetraut.
CE: Sie wissen schon, dass der Film in Spanien gedreht wurde, dem Land der Tapas?
Kommen wir zu einem Signature-Dish der drei Küchenhelden, dem Onsen-Ei. Bei knapp über 60 Grad eine Stunde gegart, präsentierte es sich diesmal auf einem Bett aus jungem Spinat mit einer Haube aus Erdapfelschaum.
CE: Was soll ich dazu noch mehr sagen? Vielleicht, dass ich das Ei beneidet habe, denn da möchte man sich selbst auf frischen Spinat betten und mit luftigem Schaum zudecken.

Danach folgte dann ein Doppelschlag. Quasi ein punktgenauer Treffer aus der Hüfte geschossen, schneller gezogen als der eigene Schatten.
CE: Sie verwechseln mich da jetzt mit Lucky Luke! Aber ich bin da mal nicht so. Also die Kalbsbriesravioli in der Krustentieressenz und die geflämmte Foie Gras mit dem Scampo waren so genial, dass Eli (Anm. Red.: Eli Wallach spielte “the Ugly”) seinen berühmten Ausruf “Oy Tov” (Anm. Red.: jiddisch für “Ach wie herrlich”) gemacht hätte.
Und was denken Sie über das Erdbeer-Sorbet, das darauf folgte?
CE: Tun Sie jetzt diesen himmlischen Zwischengang, der so viele verschiedenen Facetten der Erdbeere aufgezeigt hat, nicht so ab. Da zeigte die Erdbeere ihre Süße, ihre Fruchtigkeit, aber auch Schärfe und Frische.

Wir sind begeistert von so viel Emotion des großen Schweigsamen. Was können Sie uns über den Hauptgang, den Wolfsbarsch in der Salzkruste sagen?
CE: Ehrlich? Nach der Foie Gras dachte ich, dass ich nichts mehr Essen kann, aber dann neutralisierte dieses kleine Sorbet meinen Gaumen wieder und der Hauptgang war genial mediterran leicht. Ein auf den Punkt gegarter Wolfsbarsch mit Schmelzerdäpfeln und im Ofen gegarten Rispenparadeisern, umflossen von dieser baskischen Sauce aus Schärfe und Säure. Ein Gericht, das in seiner Einfachheit genial ist. Anders, als mit einem so unbeschwerlichen Gang, wäre es mir auch nicht möglich gewesen, den fulminanten Abschluss, die pure Schoko-Erfahrung, die Tarte St. Etienne zu geniessen.
Kann ich aus ihren Ausführungen entnehmen, dass Sie einen Besuch bei theGOODtheBADtheUGLY weiterempfehlen würden?
CE: So wahr ich hier echt und leibhaftig vor Ihnen stehe und Ihnen dieses Interview gebe, werde ich allen Bekannten raten, an den Attersee in die Reitinger Stubn zu reisen.
Sehr geehrter Herr Eastwood, wir danken für dieses nie stattgefundene Gespräch.
Comments