Die kulinarische Tour de France – Ein Rückblick
- Volker Moser
- 9. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Im August luden theGOODtheBADtheUGLY zur großen Schleife (la Grande Boucle) durch das Mutterland kulinarischer Genüsse, zur Tour de France am Reitingergut.
Da sie die Anstrengungen und Leiden der Radprofis nachvollziehen können wollten, entschieden sich die drei Küchenhelden zu einer der Tour entsprechenden Diät: Zwischen 5 und 11tausend Kalorien an einem Abend wurden angepeilt, also eine echte Tour de Force für Küchenteam und Gäste.
Zum gemütlichen Einfahren, also dem Aufwärmen noch auf der Standwalze, erfreute man sich an einem geeisten Kir oder kühlem Champagner.

Bordeaux, die Stadt an Garonne und Dordogne, die Wiege der modernen Weinkultur, bildete die Kulisse für den sommerlich leichten Prolog: Austern, aus dem mondänen Küstenstädtchen Arcachon, nach bordelaiser Art mit Beef Tartar und einem erfrischenden Wassermelonen-Sorbet serviert. Daneben ein Tartelette mit Jakobsmuschel, Haselnüssen, Labneh und Pilzen. Dazu kredenzte man einen leichten Bordeaux blanc aus dem Entre-deux-mers.
Etappe zwei führte das Drahtesel-Feld gen Norden, in die Bretagne. Zu einem Sauerteig-Landbrot mit Beurre de Baratte durften die bereits legendären Reitingergut-Dirndln nicht fehlen. Genauso wenig wie ein knackig frischer Schluck Muscadet von der Mündung der Loire in den wilden Atlantik.

Was folgte war ein dramatischer Kurswechsel. In einer dramatisch engen Kehre wendete das Feld seine Tretgäule, so dass die Reifen quietschten und steuerte flux in den tiefen Süden. Direkt ins Languedoc an der spanischen Grenze. Denn dort lockte eine marinierte Rotbarbe mit Oliventapenade und mit Orange geschmortem Fenchel. Dazu gab es einen Riesling Grand Cru aus dem Elsass.

Derart aufgeheizt startete das Feld in eine Sonderprüfung: Foie Gras quer durch Frankreich! Drei absolute Genussgipfel waren hier zu erklimmen. Zuerst eine Creme Brulée von der Gänseleber mit geräuchertem Aal und Roter Rübe, gefolgt von einer Foie Gras-Terrine mit Ribisel und Mohn. Und zu guter Letzt gab es noch gebratene Gänseleber mit einer Süßweinreduktion und grünen Trauben. Begleitet wurde dieses fulminante Trio von betörender Restsüße, entweder in Form eines elsässer Gewürztraminers, eines süßen Champagners oder eines besonders reif gelesenen Chenin Blanc von der Loire.
Nach solch herausfordernden Bergetappen war es Zeit für etwas Entspannung an der Cote d’Azur. Eine moderne Interpretation des Salade Nicoise mit rohem Thunfischfilet, blanchierten Fisolen, Onsen-Ei und Erdäpfelschaum kam Hand in Hand mit einem Rosé aus Bandol.
Danach musste das Peloton wieder scharf wenden und sich in den allerhöchsten Norden quälen. Trotzdem war die Stimmung ausgelassen, wusste doch jeder, was dort wartete: Ein herzerwärmender Pot-au-feu vom Hummer, mit Hummerravioli, flankiert von großen Weißweinen aus dem Burgund und der nördlichen Rhone.
Um für den Hauptact wieder fit zu sein, erfirschte man sich kurz an einem Winzer-Granité aus jungem Beaujolais.
Derart gestärkt stieg man motiviert für die Königsetappe in die Pedale. Diese führte südöstlich über das Limousin mit seinen berühmten Rindern und Lämmern, die gebirgigen Cevennes und den fast zweitausend Meter hohen Mont Ventoux, wie der stürmische Mistral, hinab in die Provence. Zum Dank für diese Strapazen gab es dort Geschmortes und Gebratenes vom mitgebrachten Limousin-Lamm auf provenzalischem Gemüse. Dazu wurden passende kräftige Rotweine aus der Provence gereicht: Ein Gigondas oder einen Bandol rouge.
Was folgte, war ein französischer Klassiker: Ein Käsegang aus verschiedenen Reifestufen des Comté, völlig neu interpretiert. Dazu gab es einen großen roten Burgunder, einen Premier Cru aus Beaune.
Nachdem das gelbe und das gepunktete Trikot bereits fix vergeben waren, geriet der Epilog in die Hauptstadt Paris zu einer freundschaftlich-entspannten Radwanderung. Man erzählte sich die gemeinsamen Erlebnisse der absolvierten Tour und genoss dabei das luftig leichte Dessert aus Blätterteig-Arlettes mit einer erfrischenden Zitrus- und einer fruchtigen Kriecherlcreme auf Fromage-Blanc-Basis. Dazu stieß man amikal mit einem gereiften Süßwein aus dem Sauternes an.
Am Ende waren sich alle einig, dass es völlig egal war, wer nun welches Trikot ergattert hatte. Bei diesen kulinarischen Erlebnissen waren alle Sieger. Und dass man sich sicher wieder beim Start zur nächsten Tour sehen werde.
Das gesamte Menü samt Weinbegleitung findet man hier



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