Ein Rückblick auf den ersten Stubnabend 2024
Zur Erinnerung: Ende letzten Jahres kam die arme Sau ganz verzweifelt zu uns und beschwerte sich bitterlich. Sie hatte es satt, immer nur als Lieferant von Billigfleisch und Ursprung des unechten Wiener Schnitzels gesehen zu werden. Sie bestand darauf, dass es an der Zeit sei, dass auch ihretwegen Genießerinnen und Genießer sowie lukullische Expertinnen und Experten in höchster Verzückung aufjubeln. Kurzum, sie forderte einen Stubnabend ein!
Und wer waren wir, dieser Bitte unserer treuen alten Freundin nicht zu entsprechen? Also begannen wir zu forschen, zu testen, zu recherchieren und zu feilen, um Miss Piggy für den großen Laufsteg fit zu machen.
Vom Ergebnis dieser Bemühungen konnten sich die Gäste des ersten Stubnabends am 05. April überzeugen. Eine hochkarätige Feinschmeckerrunde, wo Kunst- und Feinsinnige auf kulinarisch gebildete, familiär geprägte und berufliche Überzeugungstäter trafen. Manch einer zerlegte Schweine sogar in seiner Freizeit mit den eigenen Händen. Entsprechend groß war der Erfolgsdruck. Und was sollen wir Euch sagen? Die Sau hat nicht enttäuscht!
Um die oft doch recht barocke Gestalt so einer Sau leichtfüßig wirken zu lassen, entschied sich unser Kellermeister, eben erst vom südlichsten Zipfel des schwarzen Kontinents zurückgekehrt, zu einer Auswahl strukturbetonter Weiß- und Rotweine aus der Kap-Region, die sich stolz neben Klassikern aus dem Burgund, Rioja und Deutschland stellten.
Gleich zu Beginn überraschte sie mit einem neckisch asiatischen Ensemble, wobei sie ihre zart geselchten Ripperl in ein vietnamesisches Bao Bun hüllte und mit einem spicy Gurken-Kimchi aufpeppte.
Eine Auswahl an Spitzenschaumweinen – Winzerchampagner und Top-Cava – hoben dieses Street-Food in den Rang eines echten Gourmet-Happens.
Als nächstes adelte sie den Stubn-Klassiker, Sauerteigbrot mit französischer Butter und Dirndl-Oliven, mit einem Grammelschmalz, welches durch Datteln und Oliven exotisch anmutete.
Nach dieser Aufwärmphase war Miss Piggy erst so richtig in Fahrt und legte gleich ein Dreierlei auf die Tafel: Leichtfüßig tanzte sie eng umschlungen als Curry-Grammel mit dem heimischen Saibling; ließ in einer klaren Klachl-Sulz mit Baeri-Kaviar und roten Rüben tief blicken und präsentierte fast schon frivol ihre besten Stücke, den Culatello di Zibello und den Jamon Iberico Bellota Gran Reserva.
Von so viel draller Opulenz kommend legte diese wandlungsfähige Rampensau gleich eine weitere Facette aufs Parkett: Sie kleidete sich in hauchdünnen Pastateig und schwamm als Blunznfülle lasziv in einem Fonds aus Räucherfischen.
Diese Bühnenperformance hatte selbst sie sichtlich ermattet und so räkelte sich im nächsten Gang als Grammelknödel verkleidet verführerisch auf einem Bett aus in Garnelenjus gegartem Kraut. So viel freizügige Zur-Schau-Stellung war dann doch fast zu viel. Diese Selbstpräsentation rief die Ordnungshüter auf den Plan. Carabineros (Rote Riesen-Tiefseegarnele), praktisch so etwas, wie spanische Carabinieri, stürmten die Szene und versuchten die Sau auf ihrem Krautbett zu bedecken.
Nach so viel Aufregung war es Zeit für eine Pause. Nachdem Kiberei, Bett und Knödel vertilgt waren, gab es eine kurze Beruhigung in Form eines Ananas-Sorbets mit kandierter Minze.
Erst jetzt war unsere Prima-Porca bereit für den Hauptgang:
So offenherzig hatte man sie noch nie gesehen. Eine Arie von Rossini schmetternd zeigte die Sau ihr wahres Herzstück, ein Tournedo vom spanischen Pluma umspielt nur von Trüffel, Gänsestopfleber und einem Trüffel-Jus.
Als wäre das nicht schon gewagt genug gewesen, versammelte sie zum Finale Furioso die edelsten Vertreterinnen ihrer Familie. Feinste Tranchen von Turopolje, Iberico und Duroc tauchten sanft durch eine Shabu Shabu Suppe. Begleitet und abgerundet wurde diese Szene von Onsen-Ei und asiatisch mariniertem Kohlrabi.
Uns blieb da nur mehr das Staunen und dieses Bühnenfeuerwerk mit entsprechend edlen Tropfen bei der Weinbegleitung zu untermalen.
So viel Schweinerei verlangte nach einem besänftigenden Abschluss: Frischer Robiola mit Rhabarberragout, Rhabarbereis und kandierten Walnüssen.
Artig bedankten wir uns, nachdem der letzte Gast gegangen war, bei unserer treuen Freundin und versprachen, sie niemals wieder als Schnitzel zu bezeichnen.
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